Presseinformation zur Ausstellung "a-side", Galerie Otto Schweins, Köln 5.Mai - 17.Juni 2000
In der aus Fotos und Videos bestehenden Installation "a-side" spührt Felix Stephan Huber jener örtlichen Schnittstelle zwischen urbanem und angrenzender Natur nach, die der Alltagsblick höchstens streift.Gerade das Marginale des Ortes, an dem sich Zivilisation ausdünnt und achtlos Natur beginnt, die noch von städtischen Ausläufern wie Kanälen und Bahnlinien durchzogen ist, markiert den künstlerischen Fokus. Dieser indifferente Ort bildet eien ästhetischen Bruch, wo industriell-städtische Umwelt in einen anderen Aggregatszustand übergeht, in dem Natur zwar wieder anwesend ist, jedoch nicht in dynamischer, sondern in mechanisierter Form. Die räumliche Randzone wird zur seelisch-geistigen Aufbruchstelle. "a-side" ist so eine Sehnsucht, ein Graffity an einer Kanalunterführung, das dem Unort eine Utopie entgegensetzt.
Demgemäß entfaltet sich ein dialektisches Spiel zwischen den großformatigen Schwarz-Weiss-Kopien als "dokumentarischen" Bestandsaufnahme und den Farbfotos, die in ihren eng gefassten Ausschnittswinkeln die Illusion einer natürlichen Gegenwelt aufbauen.Realität und Ideal tretten in einen Dialog. Das unbemerkte Randgebiet generiert zum Vorstellungsraum ganzheitlicher Sehnsüchte von einem Parallelismus zwischen Natur und Geist. Doch das Ideal wird als bloße Simulation dechiffriert. Nicht nur der Blick auf die Natur aus dem parkenden Auto heraus verdeutlicht die Flüchtigkeit des Erlebens, das sich jenseits kontemplativer Einheitsgefühle vollzieht. Auf einer virtuellen Ebene zeigt das zur Installation gehörende Video die Trivialität einer simulierten Realität. Die endlosen Loops völlig eingeschränkter Bewegungsabläufe und begrenzter Handlungsmöglichkeiten sind wie ein Spiel, das in jeden Hintergrund eingefügt werden kann.
Der poetische Blickwinkel der Farbfotos beschreibt das romantische Weltgefühl als Leerstelle. Idealität ist nur noch Simulation, die jedoch zur unverzichtbaren Reflexionsebene innerer Zustände wird. In seinen fragmentierten Ortsbeschreibungen gelingt Huber eine Metapher des modernen Lebens.
Jutta Voorhoeve